Die norwegische Sprache

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Unterschiedliche norwegische Dialekte

Wenn man nach Norwegen kommt und schon ein wenig Norwegisch spricht, fällt einem als Erstes auf, dass es sehr viele unterschiedliche Dialekte gibt. Die Norweger sprechen zudem meist recht schnell und man hat zunächst oft den Eindruck, dass dies jedenfalls nicht  das Norwegisch ist, das man im Unterricht gelernt hat.Ich fand das zu Beginn sehr verwirrend und fragte mich, wie lange es denn dauern würde, bis ich überhaupt etwas verstehen werde. Auch das Radio war da nicht sonderlich hilfreich, denn es gibt für jede Region Regionalsender, in denen oft auch der regionale Dialekt gesprochen wird. So versuchte ich, mich immer mehr hineinzuhören in die einzelnen Dialekte und nach einiger Zeit begann ich auch, so etwas wie einen roten Faden zu erkennen und wenigstens einen kleinen Teil des Gesprochenen zu verstehen.
Es wunderte mich anfangs, dass die Norweger untereinander gar nicht das Problem zu haben schienen, sich gegenseitig nicht zu verstehen. Während meinem ersten längeren Aufenthalt in Oslo erlebte ich es, dass sich dort Norweger aus vielen verschiedenen Regionen Norwegens trafen und sich wunderbar austauschten. Nur ich stand anfangs oft fragend daneben und verstand nicht wirklich viel. Die norwegischen Dialekte unterscheiden sich übrigens oftmals sehr stark, was die ganze Sache nicht einfacher macht.
Mir wurde dann von den Norwegern erklärt, dass sie es einfach gewöhnt waren, von Anfang an mit solch einer Vielfalt von Dialekten aufzuwachsen. Durch die Medien können schon kleine Kinder, die beispielsweise in Südnorwegen wohnen, ein Interview im Radio mit einer Person, die einen nordnorwegischen Dialekt spricht, mitverfolgen Das geschieht ganz nebenbei und so sind sie es gewöhnt, andere Dialekte zu verstehen. Die Unterschiede sind dabei doch recht groß zwischen den einzelnen Dialekten, man könnte sich hier unter anderem einen Unterschied wie Plattdeutsch zu Bayrisch vorstellen ‒ und dennoch für den Norweger kein Problem.

Zwei offizielle Amtssprachen

Die Unterschiede in der norwegischen Sprache zeichnen sich unter anderem auch dadurch aus, dass es in Norwegen heutzutage zwei verschiedene offizielle Amtssprachen gibt: das Bokmål und das Nynorsk. Die meisten der bestehenden Dialekte lassen sich entweder eher dem Bokmål oder eher dem Nynorsk zuordnen. Und in der Schule muss jedes Kind beide Varianten der offiziellen Amtssprachen kennenlernen.
Der Großteil der Norweger wird jedoch in Bokmål in der Schule unterrichtet und lernt Nynorsk als 2. Amtssprache im Unterricht kennen. Der Anteil der norwegischen Bevölkerung, die Nynorsk als 1. Amtssprache verwendet, liegt nur bei 10‒15 Prozent. Dies liegt unter anderem daran, dass dieser Anteil der Bevölkerung hauptsächlich auf dem Land in kleinen Dörfern im Vestland und Bergdörfern im Nord-Gudbrandsdal, sowie Teilen von Valdres, Hallingdal, Vest-Telemark und Setesdal lebt. Da diese Gegenden recht dünn besiedelt sind, spielt dies für den Gesamtanteil an der Bevölkerung keine so große Rolle. 
Dennoch wird Nynorsk weiterhin intensiv als 2. offizielle Amtssprache in den Medien und Kulturleben (Theater, Literatur, Filme) verwendet und man sollte es zumindest in den Grundzügen können, wenn man sich tiefer mit Norwegen beschäftigen will. Norwegische Bücher werden auf Nynorsk veröffentlicht, weshalb es sich lohnt, ein grundlegendes Verständnis dieser Sprache zu erwerben.
In Norwegen gibt es keine gesprochene Mundart, die mit dem Hochdeutschen vergleichbar wäre. Es gibt zwar die beiden offiziellen Amtssprachen, aber im Alltag wird der eigene Dialekt gesprochen. Dies ist in Norwegen durchaus gewollt und es wird besonders viel Wert auf den Erhalt von Traditionen ‒ auch bei der Sprache ‒ gelegt. Es ist nicht etwa “peinlich”, den eigenen Dialekt des abgelegenen Bergdorfes zu sprechen, sondern zeugt davon, dass die Traditionen erhalten werden. Der Norweger ist hier sehr selbstbewusst. So gibt es viele Varianten der mündlichen norwegischen Sprache, etwa Østlandsk, Vestlandsk, Nordnorsk oder Trøndersk. 

Gute sprachliche Verständigung innerhalb Norwegens, Dänemarks und Schwedens

Norweger können sich in Dänemark und Schweden recht gut untereinander verständigen. Dies liegt zum einen daran, dass die drei Sprachen eng miteinander verwandt sind, worauf ich in diesem Artikel weiter unten noch tiefer eingehen werden. Zum anderen liegt dies daran, dass die Norweger sehr gut darin sind, andere Sprachen zu verstehen. Dadurch, dass sie im Vergleich doch ein recht kleines Land sind, passen sie sich an und lernen schon von klein auf andere Fremdsprachen kennen. Dänisch und Schwedisch wird ihnen sozusagen schon in die Wiege gelegt. Auch hier kommen sie schon bald über die Medien mit diesen Sprachen in Kontakt und auch der eine oder andere Urlaub in der Kindheit in den Nachbarländern trägt dazu bei, dass diese Sprachen doch recht schnell gelernt werden. Möglich ohne fremdes Zutun ist dies aber nur, weil die drei Sprachen so eng miteinander verwandt sind. Die nordgermanischen Sprachen stellen einen Sprachzweig der indogermanischen Sprachen dar. 
Hier bildet Isländisch eine Ausnahme, welches zwar auch zu den nordgermanischen Sprachen gehört, aber ohne einen Fremdsprachenunterricht von Norwegern, Schweden und Dänen nicht ohne Weiteres verstanden werden kann. Zu groß sind die Unterschiede, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben. Dies ist zunächst wenig verständlich, wenn man bedenkt, dass die isländische und die norwegische Sprache denselben Ursprung in der Norrønt mål (altnordische Sprache) haben. Im Laufe der Zeit bewegten sich beide Sprachen jedoch sehr weit auseinander, worauf ich im weiteren Verlauf des Artikels eingehen möchte. 

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Die Geschichte und der Ursprung der norwegischen Sprache 

Aus dem Urnordisch* heraus entwickelte sich ca. zwischen 500 und 800 nach Christus das Altnordische (Norrønt mål), welches in der Wikingerzeit bis mindestens ca. 1350 n. Chr. in Norwegen gesprochen wurde. Schon zu Wikingerzeiten entstanden sprachliche Unterschiede, da die landschaftlichen Gegebenheiten in Norwegen mit Hochebenen, Fjorden und Flusstälern und auch die klimatischen Verhältnisse einzelne Dörfer oftmals isolierten. 
Innerhalb Skandinaviens gab es auch unterschiedliche Sprachentwicklungen. Norwegen orientierte sich in seiner Ganzheit mehr am Altwestnordischen. Dadurch, dass Island von Westnorwegen aus besiedelt wurde, ist  Altisländisch sehr eng mit dem Altwestnordischen verwandt. im Gegensatz hierzu entstand in Schweden und Dänemark das sogenannte Altostnordisch. Aus Altostnordisch entwickelte sich später Altschwedisch und Altdänisch, welche die Vorläufer des heutigen Dänisch und Schwedisch sind. Zwar gab es damals noch fließende Übergänge innerhalb des Altnordischen. Dennoch wurden die Unterschiede immer deutlicher. Durch die dänisch-norwegische Personalunion wurden diese später wieder  nivelliert. 

Einfluss der deutschen und dänischen Sprache auf die norwegische Sprache

Auch die deutsche Sprache nahm einen nicht unerheblichen Einfluss auf die norwegische Sprache während des Spätmittelalters und der älteren Neuzeit. In der Hansezeit ‒ von Mitte des 12. Jhd. bis Mitte des 17. Jhd. n. Chr. ‒ wurde von Deutschland aus reger Handel mit norwegischen Handelsstädten betrieben, weshalb in dieser Zeit viele Wörter aus dem Mittelniederdeutschen in die norwegische Sprache hineinflossen. 
Ebenso übte die dänische Sprache  einen enormen Einfluss auf Norwegisch aus. Ab dem Ende des 14. Jahrhunderts bis 1814 befand sich Norwegen in einer Personalunion mit Dänemark. Vor allem in Oslo und in den westnorwegischen Küstenstädten rückte nun die dänische Sprache in den Vordergrund und verdrängte das Altnorwegische. Nach der Reformation im 16. Jahrhundert war Dänisch die Kirchensprache und die einzige Schriftsprache in Norwegen. 
Dennoch erhielten sich durch die Unwegbarkeiten der norwegischen Landschaft immer die norwegischen Dialekte. Die Einfärbung des Dänischen war zwar in den Küstenstädten und Oslo groß, aber in den kleinen Bergdörfern des Inlandes ließ sich die ursprüngliche Sprache nicht allzu leicht verdrängen. Im Jahre 1814 wurde die Personalunion mit Dänemark beendet, jedoch musste sich Norwegen wieder in eine Personalunion, diesmal mit Schweden, einfügen. Dennoch ließen sich die Norweger nicht so leicht unterkriegen. Sie erreichten, dass sie eine eigene norwegische Verfassung, ein eigenes norwegisches Parlament und eine norwegische Regierung bekamen. Es entwickelte sich ein neues norwegisches Nationalgefühl und die unterdrückte, aber nicht vergessene norwegische Sprache lebte wieder auf. Viele altnorwegische Vokabeln wurden wieder neu belebt und von dem Sprachwissenschaftler und Dichter Ivar Aasen im Jahre 1850 zu Landsmål (ab 1929 Nynorsk genannt) entwickelt. Hierdurch sollte dem Dialekt sprechenden Volk eine Schriftsprache gegeben werden. Seit 1885 ist Landsmål/Nynorsk amtlich anerkannte Schriftsprache in Norwegen. 
1905 erreichte Norwegen endlich die Auflösung der Union mit Schweden und seine nationale Unabhängigkeit. Knud Knudsen bemühte sich, eine eigene norwegische Schriftsprache zu entwickeln, die aus dem dänisch beeinflussten Norwegisch hervorging und sich dennoch von Dänisch unterschied. Diese Sprache wurde Riksmål genannt und 1929 zu Bokmål (der Buchsprache) umbenannt.
In den letzten 150 Jahren haben sich sowohl Bokmål als auch Nynorsk immer wieder verändert und tendenziell einander angenähert. Dennoch gibt es weiterhin die beiden verschiedenen Schriftsprachen Bokmål und Nynorsk in Norwegen. 

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Ist es schwer, norwegisch zu lernen?

Wer Norwegisch in all seiner Tiefer erfassen will und zudem beide Schriftsprachen lernen will, hat hier ein sehr großes Feld vor sich. Für den Urlaubsgebrauch reicht es aus, Kurse in Bokmål auf Basisniveau zu besuchen. Die Norweger freuen sich, wenn man als Tourist norwegisch spricht, auch wenn man nur einen Bruchteil ihrer Sprache beherrscht. Sie selber haben sich schon lange darauf eingestellt, dass sie innerhalb Europas eher eine kleinere Bevölkerungsgruppe darstellen und Norwegisch deshalb auch nicht von vielen Menschen gesprochen wird. Sie sind meist sehr sprachgewandt, verstehen und sprechen sehr gut Englisch und andere Fremdsprachen. Dennoch macht der Urlaub viel mehr Spaß, wenn man selber Norwegisch sprechen kann und bei jedem Aufenthalt im Land dazulernt und die eigenen sprachlichen Kenntnisse vertieft.
Durch die enge Verwandtschaft des Norwegischen mit dem Deutschen, ist es nicht schwer, diese Sprache zu erlernen. Mit einem guten Sprachkurs ist es als Deutscher möglich, recht schnell Bokmål zu erlernen und so schon im ersten Urlaub mit guten Sprachkenntnissen zu punkten. Wichtig ist dann, sich im Land mit den verschiedenen Dialekten auseinander zu setzen und zu lernen, Konversationen zu folgen. Hilfreich kann hier sein, vorab in Deutschland norwegische regionale Radiosender zu hören, um die Vielfalt der gesprochenen Sprache kennenzulernen.
Ich hoffe, dieser Artikel konnte dir weiterhelfen und du hast für dich gute Informationen erhalten!

 

 

*Der Übergang von Urnordisch zu Altnordisch ist zeitlich nicht eindeutig eingrenzbar und ich habe diesbezüglich unterschiedliche Angaben gefunden.